Foto: Günter Wintgens
Ausstellung im Freckenhorster Bürgerhaus, 17.2. – 2.3.2008
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
zuerst möchte ich - auch im Namen der drei Ausstellerinnen - den Verantwortlichen des Freckenhorster Bürgerhauses für die Gastfreundschaft danken, die sie dieser Ausstellung für die nächsten Wochen gewähren.
Für Leoni, Johanna und Jana ist dies die erste öffentliche Präsentation außerhalb des Ateliers im Hägerort. Sie zeigen Ihnen hier gut 40 Arbeiten, die in den letzten Jahren entstanden sind. Bei der Auswahl hat uns die Knappheit des Raumes zur Konzentration auf das Wesentliche ermuntert.
Die Ausstellung zeigt Ergebnisse kontinuierlicher, regelmäßiger, beharrlicher Auseinandersetzung mit bildnerischen Aufgaben, die sich die Drei entweder selbst gestellt oder von mir erhalten haben. In einer Art ständigen Wahrnehmungstrainings haben sie mit der Zeit gelernt, ihre Umwelt genau zu beobachten, wiederzugeben und eigene bildnerische Überlegungen zu formulieren.
Man muss sich dabei klarmachen, dass die Mädchen mit dieser Beschäftigung z.T. nach 8 Stunden Schulunterricht beginnen. Das zeigt deutlich ihre Beharrlichkeit, ihr Durchhaltevermögen und natürlich den großen Spaß, den sie an der Sache haben. Unser Ziel ist dabei nicht etwa die Ausbildung von Künstlerinnen, sondern eher eine Erweiterung der allgemeinen Fähigkeiten auf handwerklicher und intellektueller Ebene.
Was da passieren kann, ist sehr schön an Johannas Zeichnung ihres Fahrrades auf grauer Pappe abzulesen. Ein Fahrrad zu zeichnen kann einen schier zur Verzweiflung bringen. Sie sehen die vielen Korrekturen und Neuanfänge. Ungefähr drei Stunden hat Johanna mit diesem Blatt zugebracht und dazu wäre sie noch vor nicht allzu langer Zeit weder in der Lage noch Willens gewesen.
Ansonsten liebt Johanna das Experiment und - wie man hier deutlich sehen kann - das große Format.
Mein Lieblingsbild von ihr zeigt den häuslichen Garten mit dem Teich, in dem sich ein Liegestuhl spiegelt. Das Bild ist komplex aufgebaut und zeigt - ohne dass man ihm die lange Entstehungszeit anmerkt - den souveränen Umgang mit Komposition und Farbigkeit.
Johanna hat das Glück, einen Praktikumsplatz im Coppenrath-Verlag in Münster bekommen zu haben, dem Haus, aus dem der Hase Felix und Lilifee kommen.
Leoni, unser großes zeichnerisches Talent, zeigt dementsprechend in der Hauptsache Arbeiten auf Papier – im grafischen Kabinett im ersten Stock zu bewundern. Mein Lieblingsblatt von ihr zeigt mehrere kleine Studien eines Pferdekopfes - selbstbewusst platziert - als eine von vielen Vorbereitungen für das Ölbild hier zwischen uns. Schauen Sie sich ihre Zeichnungen an und genießen Sie, wie ich selbst, die Genauigkeit und Leichtigkeit, mit der sie mit dem Stift umzugehen weiß.
Jana macht uns heute bekannt mit einigen Proben ihres Könnens, in denen sie sich immer mehr als großartige Aquarellistin erweist. Ihr Spektrum reicht dabei von eher linear bestimmten Pinselzeichnungen bis zu rein malerisch angelegten Ölbildern und vor allem zur Zeit immer häufiger den Aquarellen. Mein Star unter ihren Arbeiten ist sicher das 20-teilige Werk hier über dem Klavier – ein Kabinettstückchen in Differenzierung von Formen und Farben zum Thema Schnecken und Muscheln.
Bevor ich nun die Ausstellung mit einem „weiter so!“ an die jungen Damen eröffne, möchte ich ein großes Lob erteilen, und zwar denjenigen, die diese Art von Förderung ihren Kindern überhaupt möglich machen, nämlich den tollen Eltern.
Die Kinder haben ja, wie man weiß, vielseitige Interessen. Da ist nicht nur das Zeichnen und Malen, sondern auch die Musikerziehung und der Sport. Die Mittel für all das bereit zu stellen und auch die Organisation all dessen zu realisieren, ist nicht immer einfach. Deshalb auch den Eltern „danke und weiter so!“.
Günter Wintgens, 2008